zizal, „jazmer“
Liner Notes
Mit etwas Geduld und Muße ist ein neues Stück leicht geschrieben. Damit fängt die Arbeit aber erst an. Wir proben zusammen, wir stellen um, wir arrangieren, dann spielen wir das Stück auf einem Fest oder einer Feier, sehen wie es uns gefällt, und schließlich beschließen wir, es aufzunehmen. Die hier versammelten Stücke, drei Klezmer-Standards Yankele, The Fire Dance und The Freilach Dance stehen neben sieben Eigenkompositionen, die repräsentieren was wir hören und erleben.
In der Schule, in der David Geigenunterricht gibt, ertönt zu jeder Stunde ein Schulgong in Fis-Dur, cis, ais, fis, von oben nach unten. In seinem Stück „setting of a scene“ drehte David diese Reihenfolge einfach um, das Stück fängt also mit einem umgekehrten Schulgong an.
„Meryem“ bedeutet übersetzt soviel wie „Mutter Maria“. Daneben ist „Meryem“ ein in der Türkei häufig vorkommender Name.
„The Freilach Dance“ ist ein traditionelles Stück, in dessen Mittelteil der typische Freilach-Rhythmus vorkommt. Er ist leicht zu erkennen und bietet als Begleitrhythmus viel Freiheiten für die Improvisation.
Da wir häufiger auf Hochzeiten spielen, wurde David einmal gefragt, ob wir auch Tanzmusik spielen könnten. Er antwortete darauf, daß wir eigentlich keine Tanzmusik machten, aber mit etwas Kreativität könnte man tanzen. Besonders kreativ veranlagte Hörer mögen sich doch an „The Fire Dance“ versuchen!
„Night & Day Freilach“ ist ein Stück, das an unseren alten Namen erinnert. Auch hier taucht in der Mitte ein Improvisationsteil mit Freilach-Begleitung auf.
Viele Jazzmusiker, wie unter anderen Bill Evans in seinen „Twelve Tone Tunes“ versuchten sich an Zwölftonreihen. In „Tango Azul“ kann man eine solche (nicht ganz konsequente, ein Ton wird zu früh wiederholt) auch hören. Im Anfangsthema des Stückes kommen alle zwölf Töne der chromatischen Skala vor, ohne freilich das Stück atonal zu machen.
Eigentlich war „Habdala“ (Abendgebet) als ruhiges Stück konzipiert. Der Mittelteil ist Reiner erst später, als der Titel schon feststand, eingefallen. Er passt aber so gut dazu, daß wir ihn unmöglich weglassen konnten.
Ich hoffe Sie finden in dieser CD ebensoviel Erfüllung und Freude wie ich beim Spielen und Aufnehmen. Genug der vielen Worte, lassen wir die Musik sprechen!
Jan Bertram
Nürnberg, im November 2002
setting of a scene (David Ignatius)
Dwaita (Reiner Kuttenberger)
Meryem Suite Part I (Jan Bertram)
The Freilach Dance (trad.)
The Fire Dance (J. Hein)
Night & Day Freilach (David Ignatius)
Yankele (A. Goldkuhle)
Tango Azul (Reiner Kuttenberger)
again and again (David Ignatius)
Habdala (Reiner Kuttenberger)