zizal, „ha!“

Liner Notes

Es tut sich was im Trio.
Vor uns liegt die dritte CD „Ha!“, auf der sich Zizal von einer neuen Seite zeigt.
Augenscheinlich ist der ungewohnt hohe Anteil an Eigenkompositionen, die schon beim ersten Hören einen kaleidoskopartigen Farbenreichtum versprechen, gleichzeitig aber eine ganz eigen(willig)e und einheitliche musikalische Grundstimmung vermitteln.
Die drei Musiker bedienen sich immerhin sieben verschiedener Instrumente, um ihre vielseitigen Einflüsse aus Klezmer, Klassik und Jazz in unterschiedlicher Gewichtung und in fließenden Übergängen zu vermengen (eine sehr respektable Quote, finde ich…).
Ich persönlich bekomme die neue Dynamik vor allem insofern zu spüren, als dass mich das Trio gebeten, als „Außenstehender“ diese Liner Notes zu schreiben und darüber hinaus ihren musikalischen Stil genauer zu benennen. Große Ehre, große Aufgabe!

Genau aus diesem Grund will ich mich der Angelegenheit erstmal über die zwei (!) treffsicher ausgewählten Traditionals nähern…
In „Itamar Freilach“ und dem lebensbejahenden „L’Chaim!“ (Auf das Leben!) toben sich die drei nach allen Regeln der Klezmerkunst, Virtuosität und Spielfreude aus.
Das Stück „Ratzefummel“ ist wohl am ehesten noch der Klezmermusik zuzuordnen. Hier hören wir die scheinbar grenzenlose Freiheit in der Form oder auch die straffe Organisation im freien Improvisieren, beginnend mit der Namensgebung und gipfelnd in Jans Klezmerfuge über Percussionbegleitung.
Titel wie „Abalone“ oder das durch Reiners Sax angereicherte „Fable“ zeigen starke rhapsodische, erzählende Züge, spinnen sich scheinbar selbst ständig fort und bergen dadurch immer neue, wunderschöne Wendungen in sich. Davids offensichtliche Freude am Vertonen von Alltagssituationen äußert sich in „Central & Park“ und in „One Night In Three Minutes“: er zeigt uns das scheinbar widersprüchliche Miteinander von hektischem Großstadttreiben und grüner Ruheoase innerhalb von New York, oder wir erleben ihn auf Mückenjagd in seinem dreiminütigen Zeitraffer einer schlaflosen Nacht. Freunde und Fans wissen, dass Reiners musikalische Ausbildung kaum umfangreicher hätte sein können: seiner letzten Station – dem Jazz – begegnen wir am deutlichsten in „Opalescent Flower“, in dem Jans Ostinato – Uhrwerk für Bewegung sorgt, oder in „Aquamarin“in dem Reiner mit der Bassklarinette die tieferen Gefilde des Klangspektrums auslotet. Dann tauscht er die Klarinetten gegen die Cajon und macht im Duett mit David dem Teufel Beine. Reiners privatem Glück und seiner Fähigkeit, dieses in Musik umzuwandeln, verdanken wir „Julias Lied“.
Nicht zu kommentieren ist Davids sehr persönliches Stück „Trauern“. Das Trio scheut sich nicht, auch die anderen Seiten des Lebens miteinzubeziehen.
Bleibt nur noch „Ha!“. Warum das Stück so heißt, erfahren wir beim Hören. Warum es der Cd den Namen gegeben hat? „Ha!“ als Ausruf der Begeisterung beinhaltet auch Kraft und Energie, ist gleichzeitig Ausdruck der Freude über das neu Entstandene und der Freude am Spielen, also der passende Titel, um ihre Musik dem Publikum zu präsentieren.

Leider muss ich mir eingestehen, meine eigentliche Aufgabe nicht erfüllt zu haben. Aber gerade mein Unvermögen, die Musik von Zizal stilistisch einzuordnen, möchte ich als herzlichstes Kompliment an das Trio zurückgeben, da Jan, Reiner und David ihren ganz eigenen Stil immer klarer zu entwickeln scheinen.

Viel Freude beim Hören,
Julius Kircher, München im Juli 2007

havorne

September (R.Kuttenberger)
Ha! (D. Ignatius)
Central & Park (D. Ignatius)
One Night in Three Minutes (D. Ignatius)
L´Chaim (trad.)
Itamar Freilach (trad.)
Abalone (D. Ignatius)
Ratzefummel (R. Kuttenberger)
Julias Lied (R. Kuttenberger)
Opalescent Flower (R. Kuttenberger)
Teufelstanz (D. Ignatius)
Aquamarin (R. Kuttenberger)
trauern (D. Ignatius)
fable (R. Kuttenberger)